Rinkerode. Horst Buchterkirche blickt mit Wehmut auf die vergangenen Jahre zurück. Von 1989 bis vor wenigen Wochen war der Rinkeroder ehrenamtlich als erster Vorsitzender der Spruchkammer des Westfälischen Fußballverbandes für die Verurteilung "der bösen Jungens" zuständig. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sein Amt nun niederlegen. Jetzt wurde er beim Verbandstag in Sundern (Sauerland) offiziell verabschiedet, Ehrenmitglied des Verbandes ist er schon lange.<br />
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41 Jahre lang war Buchterkirche beim Verband beschäftigt, 1966 wurde der Rinkeroder, der bis 2001 Oberamtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Münster war, zunächst in die Bezirksspruchkammer Münster-Warendorf gewählt. Ab 1973 war der Jurist dann in der Verbandsspruchkammer -dem höchsten Rechtssprechungsorgan des Verbandes - für etwa sieben Jahre als Beisitzer tätig. Nachdem der Rinkeroder schließlich weitere zehn Jahre als stellvertretender Vorsitzender fungiert hatte, übernahm er 1989 den ersten Vorsitz der Kammer.<br />
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Fußball spielte im Leben von Horst Buchterkirche schon immer eine Rolle. Fast 40 Jahre lang habe er selbst Fußball gespielt, unter anderem in Rinkerode und Hiltrup, als Trainer war er ebenfalls in Rinkerode sowie in Wolbeck, Drensteinfurt und Sendenhorst tätig. "Das war eine sehr schöne Zeit", erinnert sich der Pensionär, der außerdem 30 Jahre lang Vorsitzender des SV Rinkerode war. Auch wenn seine Tätigkeit als Sportrichter es vermuten lässt, Schiedsrichter war der heute 71-Jährige jedoch nie. "Da hatte ich kein Interesse dran."<br />
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Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) war Buchterkirche ebenfalls 25 Jahre lang als Sportrichter tätig, und dort zusammen mit seinen Kollegen für die gerechte Bestrafung der Bundesliga-Profis verantwortlich. "Da darf man keine Berührungsängste haben, Profi-Spieler müssen genauso behandelt werden wie die Spieler der unteren Ligen auch. Auch wenn es meist um viel Geld geht", erklärt der Rinkeroder, der unter anderem Olaf Thon und Oliver Kahn auf der "Anklagebank" sitzen hatte.<br />
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Die Sitzungen des DFB finden in unregelmäßigen Abständen in Frankfurt statt, mit über 70 Jahren muss Buchterkirche sein Amt beim DFB, das er immer als "hochinteressant" erlebt hat, in diesem Jahr jedoch ebenfalls aufgeben. "Zum DFB bin ich über einen Kollegen bei der Verbandsspruchkammer gekommen", berichtet der pensionierte Jurist.<br />
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Die Spruchkammer des Westfälischen Fußballverbandes mit Sitz in Kaiserau ist für die Landes- und die Verbandsliga zuständig, sowie für Berufungsverfahren der unteren Ligen. Sobald ein Spieler vom Platz gestellt wird, und eine Sperre über vier Wochen ansteht, tritt die Kammer auf den Plan. Neben dem Vorsitzenden sind vier Beisitzer für die Verurteilung verantwortlich.<br />
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Die Verhandlungen, die sich laut Buchterkirche kaum von "normalen" Gerichtsverhandlungen unterscheiden, finden meist am Wochenende statt. Die Häufigkeit richte sich nach dem Benehmen der Spieler und Trainer, sagt Buchterkirche augenzwinkernd. Arbeit habe es aber immer genug gegeben - etwa 160 Verfahren pro Jahr. "Manche Entscheidung haben wir nachts um ein Uhr getroffen." Sein "Job" habe ihm immer Spaß gemacht. "Ich konnte gut damit leben, der Buhmann zu sein".<br />
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Als Sportrichter müsse man sich in erster Linie natürlich im nicht unkomplizierten Sportrecht auskennen, man sollte aber auch gelassen sein und eine gewisse Autorität haben, so Buchterkirche. Viel Arbeit habe der Jurist auch zu Hause gehabt, schließlich müssen die Verhandlungen entsprechend vorbereitet und anberaumt werden. Geld hat der 71-Jährige nur für die Fahrten zu den Verhandlungsorten bekommen, plus acht Euro Spesengeld.<br />
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Kleine Veränderungen, was das Verhalten auf dem Platz betrifft, habe es im Laufe der vergangenen 40 Jahre schon gegeben. Zwar seien die Fouls nicht unbedingt mehr geworden, dafür aber brutaler. "Ganz rigoros verurteilen wir Spucken, das ist eine eklige Unart, die aber zurück geht." Zum Problem werde auch die Gewaltbereitschaft neben dem Platz. "Ausschreitungen dürfen nicht hingenommen werden und müssen hart bestraft werden", findet Horst Buchterkirche. Ältere Spieler sollten zudem ein Vorbild für den Nachwuchs sein.<br />
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Während seiner Karriere als Spieler und Trainer habe er zwar auch zwei, drei Mal die "Karte" bekommen, vor der Spruchkammer musste Horst Buchterkirche aber nie selbst erscheinen... Stolz ist er auf die Tatsache, dass er für die Ämter immer vorgeschlagen wurde, "ich habe mich nie aufgedrängt".<br />
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Gerne wäre der Rinkeroder noch weitere drei Jahre bei der Spruchkammer geblieben, etwas Gutes hat der Abschied aber: Seine Frau Erika, die Kinder und seine Enkelkinder bekommen Buchterkirche nun häufiger zu sehen, und vielleicht könne er jetzt auch seinem zweiten Hobby, dem Lesen, öfter nachkommen. Zur Pflichtlektüre des 71-Jährigen gehört seit jeher der natürlich "Kicker"...